Die Entstehungsgeschichte der Goldfischteiche ist untrennbar verbunden ist mit dem Namen Dr. Otto Leege (1862-1951).
1882 kam Leege als junger Volksschullehrer nach Juist. Mit seinem Wissensdurst und Forscherdrang eroberte er sich bald die Tier-und Pflanzenwelt der Insel. 1882 betrat er zum ersten Mal den Memmert, der ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen sollte und dem er den Weg zum heutigen Naturschutzgebiet bereitete.
Unzählige wissenschaftliche Publikationen stammen aus Leeges Feder und namhafte Experten der Zoologie und Botanik schätzten seine Arbeiten, die mit vielen Auszeichnungen geehrt wurden. Zu seinen herausragenden Arbeiten für Juist gehören die Anlegung des Naturschutzgebietes an der Bill und der Goldfischteiche im Ostdorf. Und da sind wir beim Thema.
1825 beschädigte eine Sturmflut die Randdünen zwischen der heutigen Karl-Wagner-Straße und der Wilhelmshöhe schwer. Die Wasserbauverwaltung beauftragte deshalb den Dünenwärter Karl Brinkmann um die Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Stecken von Buschzäunen und Anpflanzen von Strandhafer. In jahrelanger Arbeit gelang die Herstellung eines neuen Dünenwalls von 7 bis 8 Meter Höhe. Südlich davon schufen Winde im Laufe der Jahre tiefe Auswehungen, wobei diluviale Erdschichten freigelegt wurden. Der junge Leege fand dort u. a. viele Feuersteine, die er in die Schulsammlung integrierte.
Er schrieb damals: "Dies öde Gelände sollte durch Anlegung eines Teiches ein freundlicheres Gesicht erhalten. Außerdem könnte man studieren, wie Pflanzen und Tiere sich dort ohne menschliches Zutun ansiedeln".
1902 grub Leege mit einigen Juister Schülern einen ca. 1 Meter tiefen und ca. 20 Quadratmeter großen Teich, der sich bald mit Süßwasser füllte. Erste Kleintiere (Muschelkrebse, Wasserflöhe, div. Käferarten) siedelten sich an.
Durch Leeges systematische Anpflanzungsarbeiten auf dem Memmert machte er die Bekanntschaft des Leiters der Norddeicher Hafenverwaltung, Herrn Niemeyer, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verband, zumal dieser ein großer Naturliebhaber war und die Arbeiten Leeges nicht nur bewunderte sondern auch nach Kräften förderte. So beschaffte er für das Teichprojekt unentgeltlich eine größere Anzahl Stecklingen von Korb-, Sal-und Weißweiden, die allesamt schnell anwuchsen.
Der Dritte im Bunde wurde der 1892 nach Juist gekommene Arzt Dr. Enno Arends. Annähernd gleichaltrig mit Leege und wie dieser naturkundlich gebildet entwickelte sich auch zu ihm bald eine feste Freundschaft. 1893 wählte man Dr. Arends zum ersten Gemeindevorsteher und Vorsitzenden der Badekommission. Obwohl er diese Ämter 1901 wieder aufgeben musste, da die Doppelbelastung für den Inselarzt zu groß wurde, unterstützte er Leege bei seinem Vorhaben wo er nur konnte. So entwickelte er mit ihm den Plan, es nicht bei der kleinen Teichanlage zu belassen, sondern durch erhebliche Vergrößerung der Wasserfläche ein ortsnahes Naturerholungsgebiet für Kurgäste zu schaffen, die in zunehmender Masse den aufstrebenden Badeort Juist für sich zu entdecken begannen.
Auf Dr. Arends Anregung gründete sich ein Verschönerungsverein, der eine Geldsammlung veranstaltete und die stattliche Summe von 800 Mark verbuchen konnte.
1903 begann die in Lohnarbeit ausgeführte Anlegung des Teiches in der Größe und Form, die wir heute noch kennen. Mitten darin eine kleine Insel. 1904 schuf man dann durch Ansaat bzw. Anpflanzung inseltypischer Gewächse wie Ginster, Weidenröschen, Sanddorn, Grasnelken, Pirola, u.a. die erste Begrünung der Uferflächen die später durch Erlen-, Kiefern- und Weidenstecklinge vervollständigt wurde.
Natürlich fand die neue Anlage viel Zustimmung bei den Gästen und manche griffen auch in den Geldbeutel, um die beispielhafte Arbeit des Verschönerungsvereins zu unterstützen. So auch der Commerzienrat Giradet aus Düsseldorf, Besitzer einer Villa an der Strandpromenade (heute Hotel Juister Hof) und großzügiger Mäzen für Juist (Stiftung der Glocken für die evangelische Kirche und Darlehensgeber beim Turmbau). Aus seinem Park schenkte er eine Anzahl Goldfische und Goldorfen, die sich schnell vermehrten und der Teichanlage letztendlich den Namen gaben.
Angeregt durch Leeges Werk beantragten verschiedene Juister Gastwirte die Genehmigung zur Anlegung von Eisteichen, nordöstlich davon. Wenn die Wasserflächen in kalten Wintern zufroren, sägte man das Eis in großen Blöcken heraus und schaffte es für Kühlzwecke in verschiedene, eigens dafür erbaute Eiskeller im Ort. Die Eisteiche verloren jedoch ihre Bedeutung, als Kälteerzeugung durch Elektrizität möglich wurde. Im zweiten Weltkrieg musste das Gebiet um die Goldfischteiche für militärische Zwecke benutzt werden. Bäume und Sträucher wichen den Geschütz- und Scheinwerferstellungen sowie Unterkunftsbaracken der Soldaten. Das Areal, durch eine Straße erschlossen, erhielt den Namen JAGUAR.
Nach dem Krieg verwahrloste das Gebiet völlig. Alles Brennbare (Bäume, Sträucher, usw.) wanderte in die Öfen der frierenden Menschen. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Mai 1949 erhielt der Domänenfiskus die Oberaufsicht für das Gebiet um die Goldfischteiche. Der damalige Amtsmann Wenholt veranlasste in Zusammenarbeit mit dem Juister Bürgermeister eine Entrümpelung und Neubepflanzung des Goldfischteich-Areals mit Pappeln, Erlen, Birken, Zwergkiefern und Holunder. Das Gewässer–bald auch wieder mit den entsprechenden Fischen versehen–entwickelte sich erneut zu einem attraktiven Naherholungsgebiet für Juist.
Da in der Region um die Teiche ein großer Teil der Filterbrunnen für die Juister Trinkwasserversorgung angelegt und 1975 das neue Wasserwerk in Betrieb genommen wurde, begann der Grundwasserspiegel in dem Gebiet kontinuierlich zu sinken. Gleichzeitig stieg die Verschlammung der Teiche durch faulendes Laub. Eine Generalreinigung sowie Rückschnitt des stark wuchernden Uferbewuchses Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts schaffte zunächst Abhilfe, doch da eine regelmäßige Pflege fehlte, stellte sich bald wieder der alte desolate Zustand ein. Nun, nach mehr als 15 Jahren, wurde ein neuer Anlauf genommen und wenn es nach dem Willen der Initiatoren der Grundsanierung von 2007 geht, soll künftig ein jährlicher Kontroll-und Wartungsplan den jetzt erreichten Zustand erhalten helfen, damit sich auch nachfolgende Generationen noch des Kleinodes im Ostdorf erfreuen können.