Schon lange zog es mich auf die schmale, ostfriesische Insel auf der statt Automotoren, Hufeklappern und Fahrradklingeln zu hören sind. Zur wohl unwirtlichsten Zeit, im Januar, nahm ich dann das erste Mal die Fähre von Norddeich-Mole. Im Sinn stand mir damals im letzten Monat meiner Elternzeit Ruhe, Entschleunigung, Natur. Gefunden habe ich das auf Juist – und noch mehr.
Nachdem mich Juist im Winter verzaubert hat, entschieden wir uns kurzfristig in den niedersächsischen Frühjahrsferien die ostfriesische Nordseeinsel auf Familientauglichkeit zu testen. Gekommen sind wir – zwei Eltern mit einem großen Mädchen (8 Jahre) und einem Baby – mit dem dringenden Wunsch nach Familienzeit und Müßiggang, adé gesagt haben wir erholt und mit vielen Marmeladenglasmomenten im Gepäck.
Schon die Anreise mit Bahn und Fähre entschleunigt. Das ostfriesische Flachland öffnet meinen Blick, der sonst viele Stunden am Tag auf einen Bildschirm starrt. Auf der Überfahrt zur Insel spielen wir Karten und trinken Kakao. Anders als oft im Flugzeug, lassen wir uns beim Aussteigen Zeit. Das gute Wetter lässt eh auf sich warten. Als wir mit der Kutsche im Loog unsere Ferienunterkunft erreichen, fühlen wir uns schon ganz angekommen.
Die erste Woche unseres Urlaubs verbringen wir in einem wunderschön eingerichteten Ferienhaus mit Blick aufs Watt. Den genießen wir ausgiebig – am liebsten vom gemütlichen Sofa aus. Da fläzen wir nach ein paar Stunden draußen und schlürfen ein Heißgetränk. Besonders gefallen mir die Hintergrundgeräusche: Kein Stadtlärm, sondern ein angenehmes Rauschen von Wind und Wasser, der mal nieselnde, mal trommelnde Regen und die schnatternden Gänse und schreienden Möwen.
Nach anfänglichem Schietwetter – das wir als Wetter-Pessimisten erwartet und dem wir mit passender Kleidung getrotzt haben – freuen wir uns über die von Tag zu Tag häufiger scheinende Sonne umso mehr. Mit dem Einzug der Ferientourist*innen in der Osterwoche, den am Strand aufploppenden Strandkörben und einem Zimt-Eis auf der Hand, genießen wir schon fast sommerliches Urlaubsflair.
Muscheln sammeln, das Watt erkunden, ein paar Seiten in „Die Schule am Meer“ (Sandra Lüpkes, Kindler Verlag) lesen, Tee mit Kluntje und Sahne trinken, uns durch das Kuchensortiment der Insel kosten, Rosinenstuten essen, ein wenig im Meerwasser-Erlebnisbad planschen, vielleicht Seehunde oder Robben sichten und einen richtig tollen Sonnenuntergang erleben – wir haben uns bewusst wenig für die gar nicht wenigen Tage auf der Insel vorgenommen. Eine Prise Erlebnisse und Abenteuer sollten es sein, vorallem aber ganz viel Zeit zu viert, zum Rumdüdeln, in den Tag Hineinleben und Tapetenwechsel.
Und es hat geklappt! Bei unserer Abfahrt können wir einen Haken an all das setzen – ohne auch nur einmal Termindruck gespürt zu haben. Und noch mehr: Die Teilnahme am liebevoll organisierten Osterlauf hat unseren Sportsgeist geweckt und uns als Team noch ein Stückchen mehr zusammengeschweißt. Das Osterfeuer am letzten Tag unseres Urlaubs ist der perfekte Ausklang.
Setzt der Abreisetag für Gewöhnlich dem Urlaub ein stressiges Ende, haben wir die Ferien während der Fährfahrt heimwärts mit einem Sekt und einer letzten Robbensichtung am Kalfamer ausklingen lassen und dabei festgestellt: Hierhin möchten wir wieder kommen!
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Kleine Info am Rande: Einen Teil der Reisekosten hat die Kurverwaltung Juist übernommen.