Vermutlich fragen Sie sich, wenn Sie keinen anderen direkten Draht zum Töwerland haben, wie es eigentlich so geht auf Juist, mit dem zweiten Lockdown und dem damit verbundenen touristischen Übernachtungsverbot. Wir haben nicht mit allen Juistern gesprochen, aber wenigstens mit zweien, die, so hoffen wir, die Stimmung der meisten Insulaner widerspiegeln.
Die eine ist Steffi Schwips, die Sie bestimmt aus ihrer Boutique ENA Moden kennen. Sie lebt seit 24 Jahren auf Juist und ist außerdem zusammen mit Lucia Bröker und Heidi Melching Vorstandsvorsitzende des Einzelhandelsverbandes Ortsgruppe Juist. In unserem offenen Gespräch erzählt sie auf ruhige Art, wie sie die Lage auf Juist derzeit empfindet. Natürlich sei das ganz subjektiv, sagt sie gleich. Doch habe sie den Eindruck, dass sich der erneute Lockdown dieses Mal weniger als Schockstarre äußert, sondern eher als eine große Ratlosigkeit. "Am Anfang waren wir fast ein bisschen froh", erzählt sie, "denn die Saison lief richtig gut, was für uns alle ein großes Geschenk war. Aber natürlich haben wir auch mehr gearbeitet als sonst, und so kam die Verschnaufpause beinah ganz gelegen." Nach dem Verschnaufen machte sich Leere breit. Und jetzt? "Natürlich sorgen wir uns um die Weihnachtssaison. Niemand weiß, ob Gäste überhaupt kommen dürfen.
Der Umsatz im Dezember wird nach dem Ausfall der Frühjahrssaison gebraucht, sagt Steffi Schwips, denn Januar und Februar sind klassisch "maue" Monate. "In unserer Dreierspitze hatten Lucia, Heidi und ich schon viele Ideen, was wir für einen möglichen Weihnachtsmarkt machen und wie wir den Dezember überhaupt ein bisschen aufpeppen könnten. Das liegt im Moment natürlich auf Eis." Ansonsten ginge das Leben eben weiter. Im Gegensatz zum März, in dem das Wetter so herrlich zum Draußen-Sein einlud, würde man sich jetzt eher weniger begegnen. Das Wetter lädt eben mehr zum Einkuscheln auf dem heimischen Sofa ein. Da unterscheidet sich Juist nicht vom Rest der Republik.
Stefan Danzer betreibt zusammen mit seiner Frau Gaby das Romantikhotel Achterdiek sowie das zugehörige Restaurant "Danzer's". Er ist außerdem der Vorsitzende des DEHOGA-Inselverbands Juist, DEHOGA steht für Deutscher Hotel- und Gaststätten-Verband. Im Jahr 2019, als er gewählt wurde, gab es viele Ideen und Pläne. Das Jahr 2020 hat durch die meisten davon einen dicken Strich gemacht. Stefan Danzer, der immer mit einem lachenden Auge in die Welt schaut, möchte positiv klingen, doch so ganz gelingt es ihm nicht. "Nun ist es wie es ist." sagt er. "Die Zahlen lassen ein „weiter wie vorher“ ja auch gar nicht mehr zu. Das ist für mich persönlich absolut verständlich. Doch wirtschaftlich gesehen machen wir uns natürlich Gedanken. Jetzt, wo die Insel leer ist, ist auch der Kopf etwas ernüchtert."
Der Lockdown hat die Hoteliers mitten im vollen Geschäft erwischt. "Wir, so wie auch die meisten auf der Insel, hatten mit vielen Ideen und Marketingaktionen große Pläne geschmiedet, den sonst sehr überschaubaren Monat November zu beleben. Und das hätte mit Sicherheit richtig gut funktioniert", glaubt Danzer. Viele der Stammgäste aus dem Frühjahr hatten ihre verfallenen Buchungen aus dem Frühjahr bereits in den November umgebucht. "Da ganz Juist mitgezogen hätte, hätten wir den Gästen trotz Nebensaison eine gute Infrastruktur mit geöffneten Cafes, Restaurants, Einzelhandel und vielen Veranstaltungen bieten können.“
Der Hotelier und Gastronom erzählt auch, dass die versprochenen Novemberhilfen bis heute nicht beantragt werden konnten. Zudem brauche man Planungssicherheit, um ein Weihnachts- und Silvestergeschäft zu organisieren. Schließlich muss Personal her, das sich derzeit zum Teil irgendwo in Deutschland oder im Ausland aufhält und erst einmal nach Juist reisen müsste. "Wenn wir mit halber Belegschaft an den Start gehen und dann jemand einen Schnupfen bekommt und für fünf Tage mindestens in Quarantäne muss - wie sollen wir das stemmen?" fragt Stefan Danzer, ohne die Antwort zu kennen.
"Unsere Branche hat viel getan, tolle Konzepte erarbeitet, Geld investiert, und nun sieht es so aus, als würde das Wintergeschäft schlicht nicht stattfinden" Eine gewisse Frustration oder vielleicht auch Enttäuschung kann er trotz seines frohen, ausgeglichenen Gemüts nicht verleugnen. Trotz alldem versucht er, und mit ihm viele Juister, optimistisch zu bleiben.
"Immerhin war das Sommergeschäft mit über 6.000 gefüllten Gästebetten - ohne einen einzigen Coronafall auf Juist - eine wirklich tolle Saison für uns." Wie andere Betriebe auch will er die Zeit für Sanierungs- und Renovierungsarbeiten nutzen. Er hofft: "Vielleicht, so Gott will, haben wir ja doch noch ein Weihnachts- und Silvestergeschäft."
Wir drücken alle Daumen, schließlich würden wir nichts lieber tun, als uns gleich Morgen auf den Weg zu machen auf unsere Lieblingsinsel.
ALLES GUTE, JUIST! Wir kommen, sobald es geht!!! Haltet durch. Wir tun das auch. #juistfreundschaftfürsleben