Gestern Morgen hat mich mein Wecker untypisch früh geweckt. Sonst bin ich ja eher vom Team Eule. Aber wenn der Anreiz groß genug ist, dann fällt das zeitige Aufstehen gar nicht mehr so schwer. Schließlich locken Ranger Markus und das Team vom Nationalpark-Haus Juist nicht nur mit spannenden Informationen über die Zugvögel im Nationalpark Wattenmeer, sondern im Anschluss mit einem leckeren Frühstück. „Der frühe Vogel fängt den Pfannkuchen“ hat das Team die Veranstaltung getauft. In dieser Form hat die Veranstaltung bisher noch nie stattgefunden, denn Markus ist erst letztes Jahr im November auf Juist gelandet. Eins gleich vorweg, sein Debüt bei den Zugvogeltagen hat unser Nationalparkranger hervorragend gemeistert

Der frühe Vogel fängt den Pfannkuchen
Um 8:00 Uhr trafen sich alle Interessierten warm und regensicher eingepackt hinter der Hundewiese am Ende des Ostdorfs. Dort wartete bereits einiges an Anschauungsmaterial auf uns und zwei auf Sativen montierte Spektive (große Fernrohre mit extremer Vergrößerung). Ich war mir nicht sicher, ob viele Urlauber sich (quasi vor dem Frühstück) bei kaltem Wind und dicken Wolken auf den Weg zu den Salzwiesen machen. Aber die naturinteressierten Juister Gäste ließen sich nicht vom Schietwetter abschrecken. So hing bald eine bunt gemischte Truppe an den Lippen von Markus und lauschte gebannt seinen Erklärungen. Einige Information über die hochspezialisierten Wattbewohner sind besonders gut bei mir hängen geblieben.

Zeig mir deinen Schnabel und ich sag dir was du isst
So unterschiedlich die Vogelarten sonst auch sein mögen, eins haben alle gemeinsam: In der „Raststätte“ Wattenmeer wollen sie sich ordentlich die Bäuche vollschlagen. Denn bei ihren enorm langen Flügen verlieren einige Vögel fast die Hälfte ihres Körpergewichts. Kein Wunder, wenn man in vier Tagen 4000 km von hier bis zum Winterquartier in Afrika ohne Pause zurücklegt. Von Markus habe ich gelernt, dass man am Schnabel der Tiere erkennen kann, auf welche Delikatesse sie spezialisiert sind.

Austernfischer mit unterschiedlichem Werkzeug
Die Austernfische, deren Rufe auf Juist besonders im Loog deutlich zu hören sind, haben ein ganz besonderes „Schnabel-Werkzeug“. Bei ihnen entwickeln sich drei unterschiedliche Formen der Schnabelspitze. Denn ein Austernfischerpaar sind wirklich gute Eltern, die sich rührend um ihren Nachwuchs kümmern. Von ihnen lernen die kleinen Federbälle, was die passende Beute ist und so entwickeln sie das perfekte Werkzeug.:
- Wer auf Würmer steht, der behält seinen langen extrem spitzen Schnabel.
- Wem Herzmuscheln besser schmecken, der entwickelt einen meißelförmigen, damit kommen sie besonders gut ans weiche Muschelfleisch.
- Die etwas grobmotorischen, die zwar auch gerne Muscheln fressen, aber die mit roher Gewalt „aufhämmern“ bekommen einen stumpfen Hammer-Schnabel.

Alle Vögel sind noch da
Nach den Erklärungen blieb noch genug Zeit im Watt die unterschiedlichsten Arten auszumachen. Eine große Kolonie mit ungefähr 350 bis 400 Austernfischer war direkt vor uns und auch Knut und Löffler kamen uns vor die Ferngläser. Allerdings war der Wind wirklich kalt und die Sonne hat es leider nicht durch die Wolken geschafft. So machten wir uns etwas früher als geplant auf den Weg ins Nationalpark-Haus.

Zugvogeltage mit Lagerfeuerromantik
Dort erwartete uns draußen bereist ein kleines Lagerfeuer. Oh, tat das gut die kalten Finger an den Flammen aufzuwärmen. Bei heißem Tee, Kakao und Kaffee stand eine gesellige Runde zusammen. Die versprochenen Pfannkuchen hat uns Markus in einer Gusseisenpfanne direkt auf dem Feuer zubereitet – einfach himmlisch! Dabei musste er allerlei Fragen beantworten, wie man denn dazu kommt Ranger auf Juist zu werden. Wie das Leben auf der Insel wirklich so ist und ob man sich denn gut einleben kann auf dem Töwerland. Im Gespräch blieb natürlich nicht verborgen, dass auch ich auf der Zauberinsel lebe. Bis alle statt und zufrieden weitergezogen, war schon fast wieder Zeit fürs Mittagessen. Ein wirklich toller, lehrreicher, und leckerer Vormittag in der Natur auf Juist.
Ein dickes Dankeschön an Markus und das ganze Team vom Nationalpark-Haus Juist für diese tolle Veranstaltung!

Wenn ihr nächsten Herbst auch nach Juist kommen wollt, dann informiert euch unter www.zugvogeltage.de über das Programm und meldet euch vor dem Urlaub an.
Es lohnt sich!
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