Seehund am Strand von Juist – so verhalte ich mich richtig

Während meinem Freiwilligen Ökologischen Jahr bei der Dünen- und Vogelwacht auf Juist bin ich viel am Strand unterwegs und sehe dort auch mal den ein oder anderen Seehund, der am Strand liegt und sich ausruht. Das ist immer ein schöner Anblick, denn die Tiere sind nun einmal wirklich süß. Das denken die meisten Gäste auch, allerdings vergessen viele dabei, dass Seehunde trotzdem Wildtiere sind. Sie verbringen den Großteil des Tages im Wasser, aber ruhen sich auch gerne auf Sandbänken und Stränden aus.

Bitte Abstand halten – im Schlafzimmer braucht man Ruhe
Zum einen bedeutet das, dass sie gerne ihre Ruhe hätten. Wir befinden uns in dem Moment in ihrem Schlafzimmer und sollten deshalb mindestens 100 Meter Abstand zu ihnen halten, wenn möglich auch mehr. Wer sich direkt neben den Seehund stellt, um vielleicht ein schönes Foto zu machen, versetzt das Tier nur unnötig in Aufregung, weil es sich an Land schlecht verteidigen kann. Oft sieht man auch, dass Menschen den Seehunden dabei sogar den Fluchtweg ins Meer abschneiden.
Hilfe ist oft nicht nötig – im Zweifelsfall bitte die Profis informieren
Zum anderen denken viele Menschen, dass ein Seehund am Strand auf Hilfe angewiesen ist. Das ist in den meisten Fällen nicht der Fall. Seehundjunge werden im Juni geboren, die klassischen Heuler können deshalb nur von Juni bis August vorkommen. Selbst wenn Sie in diesem Zeitraum ein verwaistes Jungtier am Strand sehen, sollten Sie den Fundort verlassen. So kann die Mutter möglicherweise wieder Kontakt zum Jungen aufnehmen. Im Notfall kann der Fund auch der Seehundstation in Norddeich gemeldet werden (s.u.), die dann selbst überprüfen, ob es sich wirklich um einen Heuler handelt.
Von September bis Mai sind selbst die Jungtiere selbstständig und somit nicht mehr auf ihre Mutter angewiesen. Hier gilt: Nur bei offensichtlichen Verletzungen sollte der Fund gemeldet werden. Wenn der Seehund nur traurig guckt, ist das kein Grund, ihn zu stören.

Wir sind Gäste in ihrem Zuhause – Gäste verhalten sich höflich
Letztendlich gilt bei jeder Seehundsichtung: Halten Sie Abstand und erfreuen Sie sich von Weitem an dem Anblick. Nur kranke oder verletzte Tiere sollten gemeldet werden, sowie verwaiste Jungtiere von Juni bis August, bei denen es sich um einen Heuler handeln könnte. Man sollte im Hinterkopf behalten, dass ein Eingriff in die Natur mehr Schaden als Nutzen anrichten kann. Wir Menschen sind in diesem Lebensraum nur Gäste und sollten respektvoll damit umgehen.
Für weitere Informationen empfehle ich das Faltblatt „Seehund, was nun?“ von der Seehundstation Norddeich. Auf Juist erhält man es im Nationalpark-Haus oder von Juli bis Oktober im Wärterhaus.
Falls Sie doch einen hilfsbedürftigen Seehund finden, kann dieser unter der Nummer 04931-973330 gemeldet werden.
Jetzt wünsche ich Ihnen einen wunderbaren und erholsamen Urlaub auf Juist und vielleicht haben Sie ja das Glück, einmal einen Seehund aus sicherer Entfernung beobachten zu können!

Nils Wendel
NLWKN Dünen- u. Vogelwacht Juist
Diesen Text hat Nils komplett alleine für euch geschrieben. Ich stelle diesen nur als Autorin des Juist Blogs online. Ich finde er erklärt super, wie wir uns gegenüber den Seehunden verhalten sollten. Besonders gut gefällt mir seine Anmerkung, dass wir uns im Schlafzimmer der Tiere bewegen. Wenn ihr immer daran denkt, dann macht ihr sicher nichts falsch, wenn ihr demnächst einem Seehund am Strand von Juist begegnet.
Hinterlasst Nils gerne einen Kommentar unter dem Artikel, das würde ihn und mich sehr freuen.
>> Seehundstation Norddeich >> zum NLWKN
Hallo Anna,
hallo Nils,
vielen Dank für diesen Blog-Beitrag!
Ich finde, man kann nicht oft genug betonen, dass man Abstand halten soll, wenn man einen Seehund am Strand antrifft. Wir haben leider schon oft genug unschöne Szenen erlebt (mit Hunden, mit Kindern, mit Erwachsenen,…) – sprechen wir diese Menschen freundlich an, haben wir meistens nur eine schroffe/verständnislose Antwort bekommen.
Ihr könnt also gar nicht oft genug über den richtigen Umgang schreiben 🙂
Liebe Grüße
Peti
Moin Peti,
vielen Dank! Wir finden auch, dass es ein wichtiges Thema ist. Leider mussten wir auch schon einige unschöne Begegnungen mit ansehen. Dies hat uns dazu inspiriert den Artikel zu verfassen und ich finde Nils hat das großartig gemacht!
Liebe Grüße
Anna
Ein toller und so wahrer Artikel, Nils. Vielen Dank dafür, dass Du uns so plastisch das Schlafzimmer der Seehunde näher gebracht hast. Ich bin sehr gerne auf einer der ostfriesischen Inseln unterwegs und musste leider schon öfter neugierige Menschen verscheuchen, die den Seehunden auf dem Strand zu nahe gekommen sind. Manche reagieren mit Verständnis, einige aber leider mit Zorn, weil ich es wage, sie zu bitten, mehr Abstand zu halten. Dein Artikel kann dabei helfen, mehr Verständis für das Abstand-halten zu entwickeln. Ich werde ihn auf jeden Fall gerne teilen!
Moin,
genau deshalb habe ich Nils gebeten uns diesen Artikel zu verfassen. Ich finde auch, dass er einen wirklich tollen Artikel verfasst hat. Liebe Grüße aus Juist Anna
Wir haben heute am Weststrand einen Heuler um 17 Uhr gesichtet. Er war offensichtlich erschöpft. Die Anwesenden sagten, ein Experte sei schon benachrichtigt. Nun, sollte er von der Herde abgetrieben worden sein, hat er keine Chance zu überleben.
Moin Till, auf Juist gibt es einen „Seehundsjäger“ er wird sich das Tier ansehen und entscheiden, wann und ob es nach Norddeich in die Seehundstation gebracht wird. Vielen Dank, dass ihr euch um den Kleinen gesorgt! Gerne könnt ihr solche Funde in Norddeich melden und von dort wird organisiert, wer den Heuler anschaut und was weiter passieren muss.
Ganz liebe Grüße aus Juist Anna